Den Berliner Ortsteil Baumschulenweg neu entdecken
Ein historischer Spaziergang mit ergänzenden Texten von Eliza Zacharias. Wir freuen uns über Kommentare und weitere Vorschläge interessanter Orte: team@kulturring.berlin
Ortsspaziergang Baumschulenweg ca. 1 Stunde
Bahnhof Baumschulenweg
Späth’sches Arboretum
Kirche zum Vaterhaus
Ältestes Wohnhaus Baumschulenweg
Früherer Grenzübergang Sonnenallee
Frühere Musikschule Baumschulenweg
Kleingartenanlage „Zur Linde“
Frühere Mädchenoberschule
Denkmal Fichte Sportplatz
Anlegestelle Baumschulenweg
Friedhof Baumschulenweg
Wohnhaus Käthe Mungdan
Bahnhof Baumschulenweg
Der S-Bahnhof Baumschulenweg befindet sich an der Kreuzung Baumschulenstraße und Glanzstraße. Der Beschluss für das Bauvorhaben wurde 1889 verabschiedet und nur ein Jahr später am 20.05.1890 wird der Haltepunkt auf der Strecke Berlin-Görlitz in Betrieb genommen und auch für den Personenverkehr geöffnet. Entstanden ist dieser Haltepunkt durch eine Initiative von F. Späth der seine öffentlichen Ämter für die Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur nutzte. Bei der Benennung des Haltepunktes gab es Uneinigkeiten, die Treptower Gemeindevertretung schlug „Treptow-Süd“ als Benennung der Station vor, jedoch setzte sich F. Späth mit seinem Benennungsvorschlag „Baumschulenweg“ durch.
Über die Jahre kommt es zu einigen baulichen Veränderungen an der Haltestelle. Es wird eine Gleisübergangsbrücke für die Bevölkerung gebaut, diese ist allerdings nicht optimal und hat daher keinen langfristigen Bestand. Deswegen wird 1906 ein Bahndamm fertiggestellt, der dafür sorgt das die Bahn höher gelegt wird. Mit dem Bahndamm kommt auch ein zweites Gleis dazu. Unter den Gleisen ist nun Platz und es wird eine Bahnhofshalle unter den Gleisen errichtet sowie eine Eisenbahnbrücke über die Baumschulenstraße. 1916 kommt noch ein dritter Bahnsteig hinzu, welcher für den Verkehr in die Stadt gedacht ist. Zusätzlich zu diesem Bahnsteig wird ein neues Bahnhofsgebäude eingeweiht, welches seit 1990 denkmalgeschützt ist und dessen Jugendstilfassade noch heute an der Außenseite in Richtung Glanzstr. zu sehen ist.
Während des Zweiten Weltkrieges wurde der Bahnverkehr vorübergehend eingestellt, doch schon im Juli 1945 wieder in Betrieb genommen. Allerdings sind Verkehr und Reichweite der Bahn durch die Teilung Berlins stark eingeschränkt. Erst nach dem Mauerfall bekommt der Bahnhof einen neuen Aufschwung, als er eine Verbindung zum Südring bekam. In den Folgejahrzehnten kommt es zu einigen Umbauten. Der Bahnhof ist ein wichtiges Kernstück Baumschulenwegs, schließlich ist der Ortsteil nach ihm benannt.
Späth’sches Arboretum
Das Arboretum ist ein Garten mit Herrenhaus, das sich an der Späthstraße zwischen der Königsheide und dem Britz-Zweig-Kanal befindet. Dieser Landstrich war früher Sumpfgebiet, welches Ende des 19. Jahrhunderts urbar gemacht wurde. Erbaut wurde das Herrenhaus mit Garten von der Familie Späth, der auch die Baumschule gehörte.
1864 verlagert Franz Späth die Freiflächen für seine Baumschule von der Köpenickerstraße nach Neu-Britz. Dort gestaltet er seine Baumanzucht, welche bis 1900 zur größten Anzucht der Welt heranwächst. Das Späth’sche Herrenhaus wird 1874 mit seinem angrenzenden Garten an die Fläche der Baumschule angegliedert. Im Garten des Herrenhauses werden Gehölze aus aller Welt auf ihre Klimaverträglichkeit getestet und Kunden vorgeführt.
Kurz vor dem Beginn des Zweiten Weltkrieges 1938 wurde das Gebiet der Baumschule offiziell Teil des Verwaltungsgebiets Treptows. Während des Zweiten Weltkriegs kam es zu kriegsbedingten Zerstörungen. Zwei Jahre nach Ende des Krieges und nach der Ermordung H. Späths durch die Nationalsozialisten wurde das Arboretum ins Staatseigentum überführt. 1961 wurde das Arboretum an die Humboldt-Universität zu Berlin ans Institut der speziellen Botanik angegliedert und wird seitdem für Forschung und Lehre genutzt. Seit 1966 hat auch die Öffentlichkeit Zugang zum Arboretum bekommen.
In den Jahren der DDR erweitere sich die Pflanzen- und Gehölzsammlung um Kraut- und Farnpflanzen. Des Weiteren bekommen Baumschule und Arboretum 1981 eine eigene Briefmarkenserie bei der Deutschen Post. Nach der Wende erhält die Familie Späth eine Gedenktafel, welche ihr Schaffen würdigt. Noch in der heutigen Zeit ist das Arboretum sowie auch die Baumschule von internationaler Bedeutung für Botanik und Gehölze.
Kirche zum Vaterhaus
Die Kirche in Baumschulenweg fällt einem Besucher oder Bewohner schnell ins Auge, wofür vor Allem ihre 47m hohen Doppeltürme verantwortlich sind. Abgesehen von ihren hohen Türmen ist die ‚Kirche zum Vaterhaus‘ in einem weitestgehend schlichten Stil mit einigen Jugendstilelementen gestaltet.
Bis 1905 war Treptow keine eigene Gemeinde, sondern an die Gemeinde Stralau/Rummelsburg angegliedert und so mussten die Kirchgänger jeden Sonntag den Weg nach Rummelsburg/Stralau auf sich nehmen. 1905 wird Treptow eine eigenständige Pfarre, jedoch ohne Räumlichkeiten. Trotz der Gründung eines Kirchbauvereins dauert es bis 1910, dass die Verwaltung Treptow den Beschluss für einen Kirchenbau in Baumschulenweg verabschiedet. Nach nur 1 ½ Jahren Bauzeit ist die Kirche fertiggestellt worden und konnte am 12.11.1911 eingeweiht werden. Doch die Kirche ist mehr als sie auf den ersten Blick zu sein scheint, denn sie wurde nicht nur als einfacher Kirchenbau konzipiert, vielmehr wurden in diesem Bauvorhaben mehrere Projekte integriert. So schließt an die Kirche sowohl eine Schule mit Turnhalle, sowie ein Wohnhaus für den Pfarrer, an.
Im Zuge des Zweiten Weltkrieges wurden Kirche und Schulhaus durch Bombenangriffe beschädigt. Bis zum Jahr 1949 gelingt es jedoch, hauptsächlich durch Spendengelder, die Gebäude wieder in Stand zu setzen. In diesem Zustand bleibt die Kirche bis 1992 bestehen, denn in diesem Jahr ist genug Geld für die lange geplante Innenrenovierung, vorhanden. In den nachfolgenden Jahren wurden auch die Türme und das Dach renoviert. Noch vor diesen Renovierungen wurde der Gebäudekomplex 1978 unter Denkmalschutz gestellt.
Heutzutage herrscht ein reges Gemeindeleben in der Kirche mit vielen verschiedenen Angeboten für alle Generationen, des Weiteren werden die kirchlichen Räumlichkeiten für künstlerische und historische Ausstellungen genutzt.
Ältestes Wohnhaus Baumschulenweg
Das Haus mag zwar nicht so aussehen, jedoch handelt es sich um eines der ältesten Häuser in Baumschulenweg und setzte damit den Grundstein für die Besiedelung des Ortes. Das einzige Haus, welches älter ist: das Alte Forsthaus, welches schon 1794 zur Überwachung des Plänterwalds erbaut wurde. Somit handelt es sich vielleicht nicht um das älteste Haus, wohl aber um das erste Wohnhaus. Die Erbauung wurde 1869 durch E. J. Mosisch veranlasst und so wurde das Haus am Ablageweg, also der heutigen Baumschulenstraße, errichtet. Das Haus ist für Mosisch und seine Familie als Wohnhaus gedacht. Bei E. Mosisch handelt es sich ebenso wie bei F. Späth um einen Gärtnereibesitzer. Die beiden gelten als ‚erste‘ Ansiedler des Ortes und vor allem F. Späth hat durch seine Baumschule und die Namensgebung einer Straße nach ihm noch immer eine gewisse Präsenz im Stadtbild.
Das Haus am Ablageweg, der heutigen Baumschulenstraße, bleibt bis 1942 in Besitz der Familie Mosisch. Danach kommt es zu wechselnden Besitzern und zwischendurch kommt auch die Überlegung auf, das Haus abreißen zu lassen, was jedoch nie umgesetzt wurde. Ab 1962 ist im oberen Geschoss die Handwerksfirma PGH Elektro Treptow ansässig, die aber nach Konkursanmeldung in den frühen 2000ern endgültig das Haus räumen. Heute befindet sich in dem Gebäude eine tierärztliche Praxis. Das Haus hat also eine lange Geschichte hinter sich und ist noch heute ein Teil des Lebens in Baumschulenweg.
Früherer Grenzübergang Sonnenallee
Die doppelte Pflastersteinreihe, die sich auf der Höhe des Heidekampgrabens einmal quer über die Sonnenallee zieht, markiert den ehemaligen Grenzübergang zwischen Ost- und Westberlin an eben dieser Stelle. In den Jahren der Teilung war der Grenzübergang eher unauffällig und wenig relevant, große Aufmerksamkeit wurde ihm eigentlich erst nach der Wende durch den Film "Sonnenallee" zuteil.
Der Grenzübergang wurde, so wie die meisten Übergänge, zur Flucht von DDR-Bürgern in die BRD genutzt, jedoch schafften dies nicht alle mit Erfolg. Dem Grenzübergang wird auch zugeschrieben, dass an diesem Ort das letzte Todesopfer an der Berliner Mauer gefallen ist. Chris Gueffroy versuchte in der Nacht vom 5.2. zum 6.2.1989 den Britzer Verbindungskanal zu überqueren, dieser Versuch scheiterte allerdings, da er entdeckt und unter Beschuss genommen wurde. Zu seinem Gedenken ist heute eine Straße nach ihm benannt worden.
Am Grenzübergang befinden sich heute neben der Pflastersteinlinie auch ein Denkmal und eine Informationstafel, welche an den ehemaligen Übergang erinnern und darüber informieren soll.
Frühere Musikschule Baumschulenweg
Die Häuser der Ernststraße 14/16 haben eine ereignisreiche Zeit hinter sich, die stark durch kulturelle und allgemeine Nutzung geprägt ist. Dies ist auch heute noch so. Angefangen hat die Geschichte dieser Häuser, wie zu erwarten, mit ihrer Erbauung. 1895 wurden von der Berliner Baugenossenschaft Baupläne bei der kommunalen Baubehörde eingereicht, sodass die Häuser 1896 fertiggestellt werden konnten. Die Mieterschaft, welche in den nächsten Jahren diese und die umliegenden Häuser bewohnte, bestand vornehmlich aus Beamten und Handwerkern.
Die beiden Häuser Nr. 14 und Nr. 16 wurden noch nicht immer zusammenhängend genutzt. Beide wurden zunächst von unterschiedlichen Personen bewohnt, die über die 1910er Jahre auch wechselten. Die Hausnummer 14 ging als erstes von beiden Häusern in die Hände der Öffentlichkeit, da es der Gemeinde Treptow zum Geschenk gemacht wurde. Die Gemeinde nahm einige Umbauen in dem Haus vor, sodass die 2. Etage ab 1910 als Schwesternstation des Vaterländischen Frauenvereins Treptow genutzt werden konnte. Ab 1912 wird die erste Etage der Ernststr. 14 als städtische Volksbücherei verwendet.
1916 kaufte die Gemeinde Treptow das Haus Nummer 16 und die beiden Häuser werden gemeinsam als Kinderhort eingerichtet. In den 20er und 30er Jahren wurden die Häuser auch von Organisationen für Jugendliche genutzt, z.B. von Arbeiterjugendgruppen, und ab 1933 durch nationalsozialistische Jugendgruppen. Nach dem Krieg wurden die Häuser weiterhin als Kinderhort und Jugendheim genutzt, es fanden dort Veranstaltungen und Gesprächsrunden statt. Die Gebäudenutzung durch verschiedene Jugendorganisationen hielt bis 1970 an, wo es zu einem Nutzerwechsel kam, da die neugeründete Musikschule Treptow in die Räumlichkeiten einzog. Bis 1990 musizierte die schnell anwachsende Musikschule in den doch begrenzten Räumen der Ernststraße, bis sie nach der Wende in neue Räumlichkeiten umzog. Daraufhin nutzte das Bibliotheksamt für kurze Zeit die Räumlichkeiten der Ernststr.14, bis auch diese 1998 wieder aus dem Gebäude auszogen. Im selben Jahr stellte der Kulturring in Berlin e.V. einen Antrag, das leerstehende Gebäude nutzen zu dürfen. Nach einigen Diskussionen und Vereinbarungen kam es am 11.9.1999 zur Eröffnung des Sitzes des Kulturrings in der Ernststraße. Seitdem befindet sich dort die Geschäftsstelle des Vereins, welcher die kulturelle Tradition des Hauses weiterführt. Der Kulturring ist ein gemeinnütziger Verein, der in ganz Berlin Niederlassungen hat und sich mit kulturellen-, sozialen- und künstlerischen Projekten beschäftigt und diese unterstützt. Des Weiteren sind die Räumlichkeiten der Ernststraße für Austausch und Vernetzung der Bewohner Baumschulenwegs gedacht. Es wird dort für ein breitgefächertes Angebot an Aktivitäten gesorgt, gleichzeitig aber auch viel Freiraum für eigene Ideen gelassen.
Kleingartenanlage „Zur Linde“
Die Kleingartenanlage ‚Zur Linde‘ ist eine der ältesten Anlagen in ganz Berlin. Gegründet wurde sie 1887 von fünf jungen Männern unter dem Namen ‚Little Popo‘. Über diesen Namen und seine Herkunft wurde lange diskutiert und mittlerweile geht man davon aus, dass sich der Name auf eine kolonialisierte Hafenstadt in Benin bezog.
Angelegt wurde die Anlage auf einem Gebiet, welches den Gründern von W. Mosisch nach seinem Tod überlassen wurde. Das Gebiet erstreckte sich damals zwischen dem Bahndamm, dem Schöntaler Weg und der Kiefholzstraße. Das Land wurde in Parzellen aufgeteilt und von verschiedenen Menschen bewirtschaftet.
In der NS-Zeit verliert die Kleingartenanlage ihre Eigenständigkeit und wird mit anderen Vereinen zusammengelegt. Nach und während des Krieges waren die Parzellen für ihre Besitzer und andere Menschen ein wichtiger Rückzugsort, wo sie teilweise nach der Zerstörung von Gebäuden in Baumschulenweg leben konnten. Nach 1945 werden die Parzellen der Anlagen neu aufgeteilt, die ehemalige Anlage ‚Little Popo‘ wird mit anderen zusammengelegt und daraus entstand die endgültige Anlage ‚Zur Linde‘. Nach Ende des Krieges kommt es zu vielen Renovierungen und Umbauten innerhalb der Anlage, welche aufgrund des Rohstoffmangels vorher nicht möglich waren. So wird auch ein Vereinsheim errichtet, das aus eigener Kraft der Bewohner entsteht. Wegen Geldmangel zieht sich der Bau allerdings über mehrere Jahre. Die Kleingartenanlage ist aus der Tatkraft und dem Engagement der Bewohner zu dem geworden, was sie heute ist.
Frühere Mädchenoberschule
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kam es zu einem Bevölkerungszuwachs in Baumschulenweg. Daher beschloss die Gemeindevertretung 1911 ein neues Schulhaus zu errichten, um der Menge an Schüler*innen gerecht werden zu können. Dieses Schulgebäude wurde in einem zusammenhängenden Gebäudekomplex mit Kirche und Pfarrhaus an der Baumschulenstraße errichtet. Nach der Fertigstellung bezieht die ‚höhere private Mädchenschule‘, die vorher in der Kiefholzstr. 254 saß, die Räumlichkeiten und wird zu einer öffentlichen Schule. In der NS-Zeit wird die Mädchen-Oberschule 1937 in ‚Krimhild-Schule, Oberschule für Mädchen‘ umbenannt, Lehrpläne und Unterrichtsinhalte werden der Nationalsozialistischen Ideologie angepasst. Nach Kriegsausbruch wird ein Nutzungsverbot der Schule ausgesprochen, da sie weder über einen Keller noch Luftschutzräume verfügt und damit zu unsicher für die Schülerinnen ist. Es kommt zu einer Auslagerung der Schule und einem komplizierten Wechselunterricht, da die Schule in der Neuen Krugallee nicht genug Kapazität hat, um alle Schüler gleichzeitig aufzunehmen.
Direkt nach Kriegsende wurde der Wiederaufbau der im Krieg beschädigten Schule, vorgenommen, sodass schon im Juni desselben Jahres der Unterricht wieder aufgenommen werden konnte. Es kam zu einer Neugestaltung des Lehrplanes und einem Verbot bisheriger Schulbücher, welche nationalsozialistischen Inhalt hatten.
Nach dem Krieg warten Jahre des Wechsels und der Umfunktionierung auf Schule und Gebäude. 1954 wird die Schule zur 17. Polytechnischen Oberschule des Bezirks Treptow. Diese Oberschule wird nach der Wende im Zuge der Schulreform zu einer Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe umfunktioniert. 2004/05 zog die Schule aus den Räumlichkeiten aus. Mittlerweile nutzt die Volkshochschule Treptow die Räumlichkeiten in der Baumschulenstr. 79 und so trägt das Gebäude noch heute zur Bildung der Bevölkerung bei.
Denkmal Fichte Sportplatz
1890 war das Gründungsjahr des Arbeiter-Sportvereins Fichte Berlin, welcher sich nach dem Philosophen Johann Gottlieb Fichte benannt hat. Der neugegründete Verein war auf der Suche nach einem geeigneten Sportplatzgelände. 1900 kam der Sportverein zu einem Grundstück an der Eichbuschallee, das von der Köpenicker Landstraße bis zum Dammweg reichte. Es wurde an den Verein von Otto Giese verkauft. Der Verein bestand aus kommunistischen und linksgerichteten Mitgliedern, die den Sportplatz nicht nur für sportliche Aktivitäten nutzten, sondern auch als Versammlungsort. In der Zeit der NS-Diktatur wird der Verein, der sich mittlerweile in ganz Berlin ausgebreitet hat, aufgrund der politischen Einstellung der Mitglieder von den Nationalsozialisten verboten. Die Sportplätze wurden gekündigt und es kam teilweise zur Zerstörung der Einrichtungen durch die SA. In den 1930er Jahren wurde die Fläche des ehemaligen Sportplatzes bebaut, sodass nach Ende des NS-Regimes keine Möglichkeit bestand, den Sportplatz wieder zu eröffnen.
Das Logo des Arbeitersportvereins war ein großes stilisiertes ‚F‘, welches heute in Form einer Gedenkstele, vor dem Haus der Eichbuschallee 30, zu finden ist, um an den Sportplatz, den Verein und sein Tun zu erinnern.
Anlegestelle Baumschulenweg
Baumschulenweg ist nicht nur mit Fahrrad, Bus, Bahn oder Auto zu erreichen, sondern auch über den Wasserweg mit der Fähre F11 der BVG. Bei der Strecke zwischen Oberschöneweide und Baumschulenweg handelt es sich um die älteste Fährstrecke Berlins, welche 1896 in Betrieb genommen wurde. Die Überfahrt über die Spree ist relativ kurz und dauert etwa 4 Minuten. Sie wird hauptsächlich von Radfahrern und für den Freizeitverkehr genutzt. Lange Zeit war dies der einzige Weg über die Spree, um von Oberschöneweide nach Baumschulenweg zu gelangen, ohne einen großen Umweg zu fahren. Im Jahr 2017 wurde nicht weit von den Anlegestellen der Fähre die Minna-Todenhagen-Brücke fertiggestellt, welche einen neuen Überquerungsweg über die Spree bot. Es gab Ende der 2010er Jahre mehrmals Überlegungen dazu, den Fährbetrieb aufgrund der neuen Brücke einzustellen und durch einen Bus zu ersetzen, jedoch kam es nie dazu und zurzeit werden die Verkehrswege parallel genutzt.
Friedhof Baumschulenweg
An beiden Seiten der Kiefholzstraße erstreckt sich der Friedhof Baumschulenweg. Die Straße in der Mitte bildet den Übergang zwischen dem Alten Friedhof auf der Westseite und dem Neuen auf der östlichen Seite. Vor dem Eingangstor des neueren Teils befindet sich die Statue der trauernden Witwe, die von der Straße aus sichtbar ist.
Durch den Bevölkerungszuwachs Anfang des 20. Jahrhunderts kam es zu einem Mangel an Bestattungsfläche, daher entschied sich die Stadtverwaltung dazu, ein neues Friedhofsgelände zu schaffen. Die Pläne dafür wurden 1911 beschlossen und im Jahre 1913 wurde der Friedhof mit dem gerade fertiggestellten Krematorium eingeweiht. Während der NS-Diktatur wurde das Krematorium auch zur Verbrennung von ermordeten KZ-Häftlingen genutzt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Krematorium stark beschädigt und wurde in den 50er Jahren in schlichterer Form wieder aufgebaut. Doch auch dieser Bau war nicht von dauerhaftem Bestand. In den Jahren 1996-1999 kam es zu einem Neubau des Gebäudes.
Die heutige Fläche des Neuen Friedhofs beträgt ca. 17,5 Hektar und umfasst etwa 30.000 Grabstätten. Des Weiteren stehen einige Gedenkmonumente auf dem Friedhof, wie das Monument zur Erinnerung an Grenztote und ein Monument zum Gedenken an die ermordeten Antifaschisten aus dem Zweiten Weltkrieg.
Wohnhaus Käthe Mungdan, Güldenhofer Ufer 10
Käthe Mugdan lebte in der Zeit des Nationalsozialismus in Baumschulenweg und entschied sich zum Freitod, um den Nazis und der Deportation zu entgehen. Sie war Mutter von fünf Kindern, von denen zwei Töchtern und deren Familien die Emigration gelang. Ihre drei Söhne starben bereits vor der Judenverfolgung, einer hinterließ jedoch einen Sohn, welcher Käthes Geschichte in seinem Tagebuch niederschrieb, sodass sie uns heute noch erhalten ist.
Käthes letzter Tag ist im Jahr 1942 als klar wurde, dass ihre Deportation nach Theresienstadt kurz bevorstand. Ihr Enkel Heinrich kam deswegen nach Baumschulenweg, um ihr beizustehen und Fluchtmöglichkeiten zu diskutieren, die aber von der 83-jährigen abgelehnt wurden. Sie hatte sich für den Freitod durch Blausäuregas entschieden, welches mit Essigessenz hergestellt wurde. Ihr Enkel beschreibt ihren letzten Tag, welcher mit einiger Unruhe beginnt, da im Laufe des Tages einige vorbeikommen, um ihre Habseligkeiten und Besitztümer aus der Wohnung abzuholen. Gemeinsam mit ihrem Enkel nimmt sie eine letzte Mahlzeit ein und lässt sich noch einmal ihr Lieblingsgericht anfertigen. Am frühen nächsten Morgen ist Käthe tot. Auf diese Weise hat sie ihr Leben bis zuletzt selbst in der Hand gehabt und ist vermutlich wesentlich schlimmeren Qualen entgangen, welche die Nationalsozialisten ihr angetan hätten.